Freundschaft – My personal Army
Manchmal habe ich Freundschaftskummer. Das ist ein bisschen wie Liebeskummer, nur dass man eben seine Freundinnen phasenweise so sehr vermisst, dass es weh tut. Ich habe auch hier in Hamburg wundervolle Freundinnen gefunden und die Entscheidung, nach Hamburg zu ziehen war eine ganz bewusste und erfolgreich getroffene – ich würde nichts ändern wollen. Das eine hat jedoch nichts mit dem anderen zu tun – ich vermisse nicht nur meine Familie sehr, auch meine besten Freundinnen aus der Heimat sind täglicher Bestandteil meiner Gedanken.
Wir alle sind weiter gegangen, wohnen nicht mehr so richtig bzw. gar nicht mehr in unseren Elternhäusern. Es bleibt für immer unser Dreh- und Angelpunkt – nicht mehr und nicht weniger. Unsere Freundschaften sind vielfältig, halten seit vielen, vielen Jahren. Wir sind durch so viele Phasen gegangen, dass mir schwindelig wird. Wir haben so vieles zusammen erlebt, durchgemacht, ausgehalten, durchgestanden, beredet, gemeinsam geweint und noch viel, viel mehr gelacht, haben Entscheidungen getroffen, uns beraten, Liebeskummer-Tränen getrocknet und Wut gleichermaßen geschürt wie besänftigt. Wir haben so vieles getan, um die Wurzeln unserer Freundschaft zu nähren, zu stärken – dass solch eine feste Verbindung entstanden ist, der auch hunderte Kilometer Entfernung nichts anhaben können. Wenn ich an uns denke, habe ich so wahnsinnig viele Bilder im Kopf, die wie ein Film vor meinem inneren Auge ablaufen.
Mir fehlen die Mädelsabende auf meinem riesigen Kuschelteppich im Dachzimmer bei meinen Eltern, auf dem problemlos drei oder vier von uns ausgestreckt liegen können. Den Blick an die Decke gerichtet, haben wir die wildesten Geschichten miteinander geteilt. Die Themen, die man erst bespricht, wenn alles andere gesagt ist. Wenn die Fragen nach dem „Und wie geht es dir wirklich?“ aufkommen – obwohl wir es alle längst wissen; so gut kennen wir uns.

Ich brauche euch nur ins Gesicht schauen, und weiß, ob etwas nicht stimmt. Daran kann weder ein Maximum von 800km Distanz, noch der gute, vertraute, so gefährliche Alltag etwas ändern, auch keine unterschiedlich gegangenen Wege. Ich sauge jede Information von euch auf, gehe bei Entscheidungen mit, auch wenn ich nicht immer genauso entschieden hätte. Ich erfreue mich daran, wenn ihr mich über die Distanz um Rat bittet, mir zuhört und ihn annehmt. Wenn ihr mir Sprachnachrichten im zweistelligen Bereich schickt, um euch auszuheulen, mir eure Probleme zu erzählen. Emotionale Nähe sucht, wo physisch gerade keine ist. Ich liebe es, euch von meinen Problemen zu erzählen – wie eine jede von uns die Thematiken der anderen annimmt, als wären es ihre eigenen, und jede auf ihre Art reagiert – ordentlich schimpft, wettert, tröstet, aufmuntert, Mitleid bekundet, „Kopf hoch, das wird schon“.
Wenn ich schreibe „ich kann euch lesen wie ein Buch“, dann ist das vielleicht etwas hochtrabend. Wir alle verändern uns, täglich – das heißt nicht, dass wir zu wenig Kontakt haben, nein es heißt, dass wir uns alle in einer Phase befinden, die so schnelllebig ist, wir ändern Einstellungen, Pläne und Ideen wie Unterwäsche – ich könnte nicht mehr jede Meinung, jede Entscheidung von euch vorhersehen. Und doch könnte ich jede von euch ohne zu überlegen charakterisieren. Gute, so sehr liebenswerte und speziellere Eigenschaften herausstellen – und um nichts in der Welt etwas ändern wollen.
Während mich der Gedanke vor einigen Tagen wach gehalten hat, geht es mir jetzt besser damit, darüber zu schreiben. Ich brauche hier keine Worte veröffentlichen, damit ihr wisst, wie sehr ihr mir fehlt. Das sagen wir uns auch so oft genug, wenn es denn ein ‚oft genug‘ gibt. Doch zwischen all dem – auch auf Blogs publizierten – #couplegoals und #familyfirst Themen, darf man eines nicht vergessen: richtige, echte, tiefe Freundschaft.
Man sagt, „wenn eine Freundschaft sieben Jahre hält, dann hat sie Chancen darauf, ein Leben lang zu halten“. Die Jahre haben wir schon lange auf dem Buckel. Und: Ein Leben lang klingt ziemlich schön, wenn man euch als Freundinnen hat. Ellie Goulding singt schließlich nicht umsonst „When I’m with you, I’m standing with an Army“ …