Die Generation Y und die Liebe. Beziehungsunfähig. Bindungsscheu. Liebe als Konsumprodukt und dank Tinder und Co. „1x/5x/17x zum Mitnehmen, bitte“. Uns Millennials (geboren ca. 1980-1999) sagt man so einiges nach, in Sachen Liebe läuft alles in die eine Richtung – und die ist nicht unbedingt positiv.
Laut diverser Studien haben wir alle eine Bindungsphobie, sind unfähig, uns nur auf die eine Person zu konzentrieren und wollen alles, aber irgendwie nichts so richtig. Dem kann ich persönlich weder absolut zustimmen noch großartig etwas abgewinnen – auch wenn die Aussagen wohl nicht völlig von ungefähr kommen. Ich bezeichne mich inbrünstig als Beziehungsmenschen, habe mich nie für Parallel-Dating interessiert und schreibe Treue sehr groß. Ich bin kein Fan davon, die Flinte frühzeitig ins Korn zu werfen und bin absolut dafür, für eine Beziehung zu kämpfen, anstatt beim geringsten Anlass, der kleinsten Unstimmigkeit oder temporär anstrengenderen Phase alles hinzuschmeißen. No Offense, aber: Eher eindeutige Datingportale wie Tinder (und ich weiß, dass es auch Paare gibt, die sich darüber kennen lernten, doch genau diese Ausnahmen bestätigen die Regel), die auf kurzzeitige Flirts und Bettgeschichten aus sind, haben für mich weder Stellenwert, noch wurden sie je in Betracht gezogen. Jedem das seine.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass soziale Medien heutige Beziehungen sowohl verändert als auch revolutioniert haben. Sowohl im Positiven als auch im Negativen. Ich denke tatsächlich häufig über dieses Thema nach, weshalb ich eine kleine Pro- und Contraliste entworfen habe, vielleicht stimmt ihr mir bei dem ein oder anderen Punkt zu.
Pro Social Media & Beziehungen
Die Kontaktaufnahme wird leichter | Ein Pluspunkt, wenn man es darauf anlegt. Während man früher noch zwangsweise raus in Bars, auf Partys oder sonstige Veranstaltungen gehen musste (oder das Glück hatte, auf der Straße angesprochen oder im Freundeskreis vorgestellt zu werden), um Kontakt zu potenziellen Kandidaten des anderen Geschlechts zu haben, reicht es heute, jemanden schnell und einfach über Social Media zu kontaktieren. Was früher als letzte Rettung (Singlebörsen & Co.) angesehen wurde, ist heute Gang und Gäbe. Jetzt mal abgesehen von Tinder und Co. bieten Facebook, Instagram und Snapchat ideale Gegebenheiten, um schnell den ein oder anderen anzuschreiben. Wenn es nicht geklappt hat, hat man nicht sein Gesicht verloren und die Enttäuschung ist nach einem Tag Geschichte. Im besten Fall ergibt sich natürlich etwas Gutes daraus!
Die Fronten sind sofort geklärt | Social Media offenbart eine Menge über das Leben, den Charakter, die Verhaltensweisen des Gegenübers. Während man früher fremde Menschen rein dem Optischen nach angesprochen hat, um hinterher über Beziehungsstatus, Beruf, Lebensweise und Co. zu erfahren, ist es heute ein leichtes, schnell gewisse Punkte auf der Checkliste abzuhaken, um das weitere Vorgehen einzuleiten. Besonders Instagram verrät meist unbewusst viel über einen – ob man vergeben ist, gerne reist, wie man sich anzieht, welche Konzerte man besucht, was die eigenen Hobbys sind, … die Liste ist unendlich. Ich habe dabei natürlich immer den klassischen Blogger im Kopf, der extrem viel über sich preisgibt, aber auch die „normalen“ Instagram-Nutzer verraten mehr über sich, als man annehmen mag.
Contra Social Media & Beziehungen
Das Eifersuchtspotenzial ist höher | Sex sells – das wissen wir alle. Und kaum ein Medium ist so vollgestopft von Schönheit auf dem Silbertablett serviert wie Instagram. Nun ist jedem von uns klar, dass es immer einen Haufen Menschen gibt, die objektiv schöner, schlanker, fitter sind als man selbst. Und das ist auch okay so – ich z.B. folge wahnsinnig vielen, schönen Frauen auf Instagram und schaue auch gerne hübschen Mädels „auf der Straße hinterher“ – wäre doch Quatsch, wenn nicht. Und natürlich wissen wir auch, dass es in einer gesunden Beziehung auf ganz andere Dinge ankommt und wenn der Partner einen wegen eines objektiv und optisch betrachtet attraktiveren Menschen sitzen lässt, hat er einen sowieso nicht verdient. Aber ab und an nagt dann doch die Eifersucht an einem, wenn man das unsinnige Gefühl bekommt, mit anderen Menschen in den virtuellen Ring gestellt zu werden. Ich glaube, da hat der Partner wenig Einfluss drauf – und vielleicht beruht das sogar auf Gegenseitigkeit. Das Angebot online ist so unwahrscheinlich groß – da wurden die Menschen in den 50ern oder sogar noch vor 10-15 Jahren, als TV und Promi-Zeitschriften das „einzige“ Medium waren, mit viel weniger Vergleichspotenzial konfrontiert als wir heute.
Die Kontaktaufnahme wird leichter | Yes, dieser Punkt passt zu beidem. Denn so leicht die Kontaktaufnahme mit einander einst stattgefunden hat, so leicht wäre es möglich, potenziellen anderen Optionen zu schreiben. Ich möchte keine Unsicherheit schüren – in einer absolut ehrlichen, treuen, liebevollen Beziehung wie ich meine eigene dazu zähle ist das kein Problem, weshalb ich darüber weder negativ denke noch Bedenken habe, darüber zu schreiben und diesen Punkt auszusprechen. Ganz oberflächlich betrachtet (denn den wahren Charakter einer virtuellen Alternative bekommt man nicht durch drei Klicks und ein paar hübsche Instagramfotos heraus) war es nie leichter als heute, sich stets und ständig nach Alternativen umzusehen. Und diese via Instagram, Snapchat, Facebook und Co. zu kontaktieren – as easy as that. Traurig aber wahr – da kann man nur dankbar sein, in einer Beziehung zu leben, in der diese Probleme nicht bestehen. Andersherum betrachtet: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wenn jemand Alternativen sucht, hat er dies seit Tag 1, auch ohne Social Media, geschafft.
Fazit
Ich finde, Social Media in Bezug auf Beziehungen ist ein zweischneidiges Schwert. Es kann absolut positiv ablaufen und den Kontakt erleichtern und direkt die Gegebenheiten klären, jedoch auch innerhalb der Beziehung zu Problemen führen. Auch verstärkt es unter Umständen den schlechten Ruf der Generation Y, nicht beständig an Beziehungen zu arbeiten und lieber zur nächsten zu hüpfen – die Alternativen sind ja riesig und angeblich direkt vor jedermanns sozial voyeuristischer Nase. Ich persönlich habe den tollsten Menschen über eines meiner liebsten, sozialen Netzwerke kennen und lieben gelernt und kann zum Glück davon sprechen, dass uns die negativen Aspekte nicht tangieren. Trotzdem gibt es sie, die kleinen Haken am System.
Wie seht ihr das?
2 Kommentare
Lisa
8 Jahren her„Was ist Facebook und warum würde ich es jemals brauchen?“
Sums it up für mich. ;)
Toller Artikel Liebste, ein angenehmes Wochenende und viele Grüße
Lisa
Vivien
8 Jahren her AutorinVielen Dank für dein Feedback! :)