Lifestyle: Hurricane 2017 – XXL Festival Recap
Kennt ihr dieses Gefühl, wenn sich ein Teenie-Traum erfüllt? Wenn ihr etwas erlebt, von dem euer 15,16-jähriges Ich damals geträumt hat, jedoch irgendwie zu jung, zu wenig hinterher war, um es in die Tat umzusetzen? Ihr es irgendwann, mit wechselnden Freundeskreisen und anderen Lebensabschnitten aus den Augen verliert, weil es gerade nicht mehr passt, um es dann – mit 24 Jahren – doch noch durchzuziehen, zu erleben und vor allem zu merken: für alles gibt es den richtigen Zeitpunkt, die richtige Begleitung, den richtigen Lebensmoment.
Das Hurricane Festival war nicht für mein Teenie-Ich bestimmt, sondern für mein heutiges. Und wer weiß – vielleicht wäre ich damals nicht mit der gleichen, begeisterten Meinung nach Hause gefahren?

Mein Musikgeschmack: Rock, Indie, Alternative – since 2007
Ein paar kleine Worte zu meiner ‚Vorgeschichte‘ – denn ich teile doch eher wenig zum Thema Musik, obwohl es eine so wahnsinnig große Rolle in meinem Leben spielt. Außer ein paar Current Music Favourites Beiträgen (Nummer eins, zwei & drei) teile ich maximal einmal die Woche in meinem neuesten Sumday-Post die ein, zwei aktuellen Lieder, die mir gerade gut gefallen.
Wofür mein Herz wirklich schlägt? Rock, Indie, Alternative – und das seit mittlerweile knapp zehn Jahren. Meine Eltern dachten damals wahrscheinlich, es sei nur eine Phase – der ‚Emokult‘ war damals ja in seiner Hochzeit, und auch wenn ich so gar nichts mit dem Lifestyle anfangen konnte, habe ich mich doch zumindest ein wenig in der Musikrichtung bewegt. Mein heutiger Freundeskreis, besonders was die Mädels betrifft, kann zu großen Teilen nichts mit meinem „privaten“ Musikgeschmack anfangen – privat deshalb, weil ich ansonsten mit Musik relativ unkompliziert bin und auch bei Commercial und Charts mitgehe und generell Ausflüge in viele Musikrichtungen mache und mich mit verschiedenen, einzelnen Liedern gut anfreunden kann. Ich kann ganz klar sagen, dass das eher vom Freundeskreis, mit dem ich etwa ab dem Alter von 13,14 herumgehangen habe, inspiriert und beeinflusst wurde.
Goldrichtig auf dem Hurricane Festival: Meine Bands der Jugend
Blink-182, Angels & Airwaves, Box Car Racer, Paramore, The Killers, Green Day, Anberlin, Fall Out Boy, The Offspring, The Kooks, My Chemical Romance, All Time Low, Jimmy Eat World, The All-American Rejects, Sum 41, Hollywood Undead, Arctic Monkeys, Boys like Girls, Secondhand Serenade, A Day to Remember, Cute Is What We Aim For, Linkin Park, 30 Seconds to Mars, +44, …
Ich bin mir sicher, dass einige von euch jetzt die selben, guten, alten Songs in den Ohren haben wie ich – und ja, ich gebe zu, es ist auch einiges dabei, was softer ist. Sobald es in die Heavy Metal und Hard Rock-Richtung geht, bin ich eher raus. Alles davor? YES, please!
Könnt ihr jetzt verstehen, wieso ich damals unbedingt aufs Hurricane wollte? Und wir mit 15,16 Jahren irgendwie zu jung, zu ‚mittellos‘ waren, um alleine ohne Begleitung 400km in den Norden (oder Süden aufs Southside) zu reisen und ich trotzdem innerlich immer den Wunsch hatte, unbedingt einmal hinzufahren?
Während der Festival-Hype in den letzten Jahren ordentlich an Fahrt aufgenommen hat, immer mehr neue Festivals an allmöglichen Standorten aus dem Boden sprießen und die ganze Welt vom Coachella und Tomorrowland redet (auf die ich beide ohne Zweifel auch mal gehen wollen würde), habe ich immer propagiert, „wenn, dann das Hurricane Festival“.

Camping auf dem Hurricane Festival
Die guten, alten Vorbehalte…
Ich gebe zu, ich schreibe jetzt aus einer wahnsinnig euphorischen ‚After-Festival-Laune‘ heraus. So gut drauf war ich dann, je näher der Zeitpunkt rückte, nämlich doch nicht. Ich bin ehrlich – und ich denke, das liest sich ganz gut aus dem ersten Abschnitt heraus – ich wollte wegen der Musik hin. Ein paar meiner Lieblingsbands sehen, mit leuchtenden Augen ein paar Träumchen erfüllen, den Festival-Vibe auch mal am eigenen Leibe spüren.
Was mir Sorgen bereitet hat? Ich möchte euch nicht anlügen: Dort vor Ort schlafen, campen, ohne vernünftige Sanitäranlagen, im Zweifel ohne richtiges Bett, drei Tage irgendwie schmuddelig sein, keinen Zufluchtsort zu haben, ein bisschen Angst um die Sachen im Hinterkopf, auf Dixitoiletten ohne Spülung seine Notdurft verrichten und im schlimmsten Fall in den Rudelduschen unter Zeitdruck mehr schlecht als recht säubern, während andere dir in der Schlange stehend dabei zuschauen? Thanks, but no thanks. Spätestens bei Sanitäranlagen hört es bei mir auf, das bin nicht ich, und dafür nicht gemacht.
Hurricane Festival 2017: Das ehrlichste Feedback, das ihr kriegen könnt
Wollt ihr wissen, wie die Camp-Situation am Ende war? Weitaus weniger schlimm – im Gegenteil hat es wirklich Spaß gemacht. Ich muss dazu sagen, dass das auch zu großen Teilen an unserer Wohnlösung lag. Wir wollten das echte Festival-Feeling und Tag und Nacht auf dem Platz verbringen. Zudem waren wir in einer größeren Gruppe da, mit der wir zumindest teilweise auf dem Gelände unterwegs waren und ansonsten die Vormittage, bevor es zum richtigen Festival ging, verbracht haben. Allerdings haben wir nicht auf den berühmt-berüchtigten Zeltplätzen geschlafen, sondern haben uns eine Womo-Plakette besorgt und mit alle Mann auf dem Wohnmobilplatz ein eigenes, kleines Camp eröffnet. Eine große Menge Schlamm, durchnässte Klamotten, Dosen-Ravioli direkt aus dem Topf, ungemachte Haare, Jogginghosen und Trinkspiele gab es trotzdem. Nur eben im Camper, statt im vermatschten Zelt.
Über einen Kumpel hat mein Freund ein wirklich 1A-Campmobil organisiert, wo wir es wahrscheinlich mit am komfortabelsten auf dem ganzen Platz hatten. Im ernst, wir hatten ein richtiges Bett mit Matratze und Lattenrost, eine kleine Küchenzeile mit Frischwasser, Gasherd und Kühlschrank – ja sogar ein kleiner Schminkspiegel (hehe) und eine Campingtoilette waren vorhanden. Wir hatten wirklich Glück und konnten nachts, völlig kaputt vom Festival in ein richtiges Bett fallen, wussten unsere Sachen sicher und vor allem trocken (!) verwahrt, hatten Stauraum und ein bisschen Zuhause-Feeling – wirklich wahnsinnig cool.
Sanitäranlagen-Liebe auf dem Hurricane Festival
Das Sanitäranlagen-Problem war nach wie vor mein Größtes und damit musste ich mich wohl oder übel arrangieren. Die Toiletten auf dem gesamten Festival sind kein Geschenk, die Dixi-Klos sind noch mal eine Nummer härter als die Toiletten mit Spülung. Einmal haben wir die Kompost-Toiletten, für welche man 2€ zahlt (oder eine Flatrate bezieht) und welche nach jedem (!) Gang gereinigt werden, ausprobiert – einigermaßen sauber, aber am Ende auch nur ein besseres Dixi-Klo.
Ich musste besonders in den ersten zwei Stunden mehr als einmal über meinen Schatten springen, Toiletten benutzen, die ich sonst im Leben nicht verwendet hätte und auch das Leben auf dem Zeltplatz ist für Außenstehende ziemlich witzig, aber am Ende dann doch sehr abenteuerlich, verschlammt, schmutzig und augenscheinlich echt anstrengend – nehmt’s mir nicht übel, aber da wäre ich in jedem Fall raus.

7 Fakten zum Line-Up des Hurricane Festival 2017
Jetzt komm zum Punkt, Vivien – ja, ich weiß. Nur wisst ihr – mit diesem Beitrag verarbeite ich gerade ein großartiges, eindrucksvolles, ereignisreiches und definitiv in starker Erinnerung bleibendes Wochenende. Ich rekapituliere Momente, gesehene Bands, gemachte Erfahrungen, lustige und schöne und ergreifende Augenblicke – das ist nicht mal eben mit 200 Wörtern und drei Stichpunkten getan. Vielleicht hole ich euch mit meinem ehrlichen Beitrag – der eben auch meine negativen, am Ende revidierten Vorurteile enthält, ab und motiviere den ein oder anderen skeptischen Menschen, sich das Spektakel nächstes Jahr auch einmal anzusehen.
Mein Fokus lag ganz klar auf der Musik – das konntet ihr bereits herauslesen. Natürlich habe ich mir im Vorhinein ein paar Gedanken dazu gemacht, wo meine Prioritäten beim Line-Up liegen. Mein Freund ist sehr festivalerfahren (ich glaube, es war sein 10. Hurricane-Festival) und hat mir gleich klar gemacht, dass man am Ende eh nicht alles sieht, was man sich vornimmt – und das ist auch okay so. Man arrangiert sich mit den Kleingruppenmitgliedern, im Zweifel überschneiden sich Acts, es durchkreuzen langwierige Toilettengänge oder Essensschlangen den ausgeklügelten Plan oder man lässt sich – wie auch wir – einfach mal treiben, schaut bei Künstlern vorbei, die sonst nicht Priorität hatten und entdeckt im besten Fall Neues für sich. Was ich am Ende gesehen habe, was mich begeistert, abgeholt, überrascht oder enttäuscht hat, lest ihr hier:
1. Bands, die ich unbedingt sehen wollte:
Absolutes Must-See? Blink-182, Green Day und Lorde.
Ebenfalls auf der Liste (A-Z) standen A Day to Remember, Alle Farben, Axwell Ingrosso, Boy, Casper, Clueso, Frittenbude, Gloria, Imagine Dragons, Jimmy Eat World, Kodaline, Linkin Park, Mando Diao, Maximo Park, Milky Chance und SDP.
Eine Menge Bands; viel zu viele, um alle zu sehen, aber das wären unterm‘ Strich die Favoriten gewesen.
2. Bands, die ich gesehen habe:
10 Acts an der Zahl haben wir mitbekommen, viele ganz, die anderen mindestens zur Hälfte. Das ist bei 100+ Acts und in Anbetracht der Tatsache, dass wir erst Freitagnachmittag auf dem Gelände waren und Sonntagmittag bereits wieder nach Hause gefahren sind (und somit den ganzen Sonntag und die ersten, kleineren Acts am Donnerstag und Freitag komplett verpasst haben), recht erfolgreich.
Freitag: Flogging Molly, Milky Chance, SDP und Green Day
Samstag: Jimmy Eat World, Royal Blood, Lorde, A Day to Remember, Blink-182 und Irie Révolté
3. Fangirl-Moments:
Fangirl-Moments hatte ich definitiv bei Blink-182 und Green Day – meine Gedanken in diesen Momenten: Wie glücklich kann Musik machen? Wie glücklich kann es machen, die Acts seiner Jugend live zu sehen??
Leider war bei diesen Bands (und Jimmy Eat World, A Day to Remember, Linkin Park, …) auf der Green Stage die Akustik wirklich mies. Bei Blink kam teilweise gar nichts bei uns an, obwohl wir echt nah an der Bühne standen. Für mich und meine Liebe zu diesen Bands tat das keinen Abbruch – insgesamt aber doch echt schade.

4. Am meisten überzeugt?
Absoluter Favorit? Lorde – wow, ihre Bühnenperformance, ihre Art, einen mit dem Gesang abzuholen und für sich zu begeistern war wirklich wahnsinnig gut. Ich bin seit 2013 und ‚Tennis Courts‘ Fan von ihr; damals einer meiner Songs des Jahres und alles, was bis heute sie rausbringt, mag ich. Wirklich ein top Act – sogar mein Freund war echt begeistert, obwohl sie eher auf mein Prioritäten-Konto ging…
Ansonsten fand ich zwei Bands wirklich toll, die ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte: Irie Révolté, eine deutsch-französische Band mit super Texten und einer so mitreißenden Bühnenshow, dass die Menge wirklich getobt hat, und Flogging Molly, eine irische Rockband, die einfach gute, unterhaltsame Musik gemacht und mich als „Hörer“ gewonnen hat.
5. Bands, die mich enttäuscht haben:
Enttäuscht? Keine so richtig. Wie erwähnt war die Akustik auf der Green Stage und somit bei gleich vier meiner Favoriten (Blink, Green Day, Jimmy Eat World und A Day to Remember) eher bescheiden, was wohl der Kritikpunkt wäre.
Ansonsten war Royal Blood eher Zufall, weil wir noch von Jimmy Eat World an der Stage standen – ein Fan bin ich durch den Liveact nicht zwingend geworden.
6. Wen ich gerne gesehen hätte, jedoch verpasst habe:
Ein bisschen traurig bin ich, dass ich Maximo Park und Frittenbude nicht gesehen habe. Beide definitiv Bands aus meiner Jugend, wenn auch zu unterschiedlichen Abschnitten.
Ansonsten hätten wir gerne SDP länger gesehen, da ich ein paar Lieder für mich ‚vermisst‘ habe, die im Zweifel später noch kamen.
7. Highlight-Songs:
Klar, für mich gab es im Vorhinein ein paar Highlight-Songs, die ich mit Momenten meiner Jugend verbinde, die einfach die „Klassiker“ der entsprechenden Acts sind und sich am besten zum Mitsingen eignen – genau mein Ding. Von den Bands, die ich erst vor Ort ‚kennen gelernt‘ habe, habe ich noch keine Lieblingssongs, aber folgende Lieder waren für mich die Highlights, die mich zu breitem Grinsen, auf- und ab hüpfen und einer Menge Glücksgefühlen gebracht haben! Oh those Memories…
‚First Date‘, ‚All The Small Things‘ und ‚Always‘ von Blink-182
‚If It Means A Lot To You‘ von A Day To Remember
‚Basket Case‘ von Green Day
‚The Middle‘ von Jimmy Eat World
‚Liability‘, ‚Tennis Courts‘ ‚Green Light‘ ‚Sober‘ … okay, eigentlich fast alles von Lorde

Hurricane Festival Life – Apart from the Music:
Natürlich steht die Musik im Fokus – oder sollte sie zumindest. Trotzdem bietet das Camp-Gelände noch so allerhand andere Dinge, die es lohnenswert machen, dorthin zu fahren. Vielleicht ist es nicht jedermanns Sache, in jeder Frontrow zu stehen, sich jede Band anzusehen, die man cool findet oder sich ganz der Musik zu widmen.
Vielleicht wollen einige auch einfach nur eine gute Zeit mit Freunden haben, leckeres, kulinarisches Zeug von den wahnsinnig vielen, verschiedenen Ständen essen, Riesenrad fahren (meiner Meinung nach ein Must-Do; haben wir Samstagabend spontan zu viert gemacht und man hat wirklich eine grandiose Sicht über die wahnsinnige Dimension mit den tausenden Menschen auf dem Gelände) und Teppichrutsche rutschen, das bunte Treiben aus verschiedensten Persönlichkeiten und aufwändig gestalteten Figuren beobachten, ein paar Gläser trinken und Spaß haben.
Mein Fazit vom Hurricane Festival 2017:
Liest man hier raus, wie begeistert ich bin? Mit den Tönen der ersten Band (Flogging Molly) und dem Vibe, den das Festival ab der ersten Sekunde versprüht, war meine Camping-Skepsis wie weggeblasen. Ich habe es total genossen, ein Wochenende lang bis auf ein paar kleine ‚Snaps‘ für die Story und tatsächlich nur ein hochgeladenes Instagram-Foto mein Handy selten aus der Tasche zu holen, mich nicht groß um mein Aussehen zu kümmern (am Samstag war ich in Sporttights, Glitzer-Gummistiefeln, Sweatshirt, Lederjacke und Regenjacke unterwegs und es war die beste Entscheidung!) und mich einfach von der Musik, den Leuten, mit denen wir besonders am Samstagabend unterwegs waren und den Geschehnissen auf dem Festival treiben zu lassen.
Ich bin ein bisschen wehmütig, während ich diese über 2.000 (!) Worte hier tippe. Meine erste Festival Erfahrung war ein voller Erfolg, ich würde alles wieder ganz genauso machen und bin wahnsinnig froh und dankbar, meinem 16-jährigen Teenie-Ich diesen Traum von damals erfüllt zu haben und über ein paar Schatten gesprungen zu sein. Ihr ahnt es schon, ja: Hurricane Festival 2018 ist jetzt schon im Kalender rot markiert.
Hier findet ihr das aktuelle Line-Up und Festival-Tickets, wenn ihr euch habt anstecken lassen! 🎶