Personal: Selbstkritik & Reflexion

Ich weiß, dieses Jahr ist schon zwei Monate alt – trotzdem möchte ich diesen Beitrag so beginnen: ich halte nicht so viel von Neujahrsvorsätzen. Klar, die Klassiker kennt jeder – mehr Sport treiben, gesünder ernähren, mit dem Rauchen/Trinken/Laster XYZ aufhören. Auch ich denke innerhalb eines Jahres an Dinge, die ich umsetzen möchte – würde aber nicht darauf kommen, dafür bis zum 1. Januar zu warten. Manchmal passt der Augenblick vielleicht nicht, und ich „schiebe“ etwas gedanklich auf einen Zeitpunkt in zwei Wochen, auf nächsten Montag oder einen bestimmten, passenderen Monat im Jahr. Aber sich seine To Do’s fürs neue Jahr so voll zustopfen, dass man am Ende des Jahres nur enttäuscht sein kann, nicht überall grüne Haken zu sehen – nein Danke. Ich liebe Listen, liebe es, Dinge umsetzen zu können. Vorsätze gehören nicht unbedingt dazu.

Eine Sache, die ich mir jedoch für dieses Jahr vorgenommen habe? Mehr Selbstkritik zu üben, reflektierter zu werden, meine Handlungen, Worte, Taten mehr zu hinterfragen. Das hat nichts damit zu tun, dass ich nicht hinter dem stehe, was ich tue, oder gar unbedacht handle. Im Gegenteil bin ich (manchmal leider) ein wahnsinniger Kopfmensch, durchdenke alles zehnmal und treffe selten wichtige Entscheidungen einfach aus dem Bauch heraus. Darum beneide ich jene Menschen manchmal – zwar ist bei leichtfertigen Bauchentscheidungen die Trefferquote höher, auch mal ins Leere zu laufen, es bringt jedoch mehr Leichtigkeit, mehr Spontanität mit sich.

Trotz der ganzen Kopfsache neige ich in bestimmten Situationen zu relativ impulsivem Verhalten, ich kann Dinge, die mich belasten, nicht für mich behalten und äußere so auch vermeintliche Probleme oder treffe Aussagen, die entweder halb so wild sind oder völlig falsch aufgenommen werden und zu Kreisläufen führen, die völlig unnötig sind – und am Ende gelangt man an einen Punkt, der gar nicht so beabsichtigt war. Ich sage manchmal Dinge – und das, obwohl ich ziemlich bedacht bin – die ich während ich sie ausspreche schon bereue, nicht, weil sie jemanden beleidigen oder angreifen, sondern weil sie aus der Situation heraus entstehen und fünf Minuten vorher noch gar nicht wichtig waren. Momente, in denen die Zunge, beauftragt vom impulsiven Bauchgefühl, schneller ist als Kopf und Herz zusammen und die Alarmglocken im Kopf schon schrillen, dass diese Äußerung kein gutes Ende nehmen wird.

Ein weiteres Problem? Ich lasse mich ungern belehren oder mir die Welt bei Dingen erklären, für die ich schon meinen ganz eigenen, richtigen Weg gefunden habe. Damit meine ich weder Themen, von denen ich keine oder noch zu wenig Ahnung habe und natürlich gerne mehr erfahren möchte (denn mir unbekannte Dinge erklären lassen tue ich mir mit Vergnügen und sauge neue Informationen auf wie ein Schwamm), noch „Meinungsthemen“ im Sinne von „Rot ist schöner als Blau“, was absolut Geschmacksache und somit indiskutabel ist. Ich spreche davon, dass man über die Jahre, beruhend auf eigener Erfahrung und ggf. Erklärungen und Verhaltensweisen von anderen Menschen seine Wege für bestimmte, einfache, routinemäßige Dinge gefunden hat. Ich reagiere, wenn mir jemand meine Art und Weise, etwas zu tun, was ich „schon immer so gemacht habe“, absprechen möchte oder Verbesserungen anstrebt, leider viel zu fuchsig und springe sofort darauf an – obwohl stetige Verbesserung und ein paar Impulse von außen doch eigentlich etwas Gutes sind. Ein wenig Selbstkritik und Reflexion meiner Taten und vor allem meiner spontanen Reaktionen würde mir an dieser Stelle definitiv gut tun. In solchen Situationen wäre ich besser dran, ein wenig mehr der Kopfmensch zu sein, der ich eigentlich zu sein pflege, und Ruhe zu bewahren.

Ich habe mir zum Ziel gesetzt – und das nicht für dieses Jahr, sondern generell – ein wenig besonnener zu werden, was meine eigenen Handlungen und Reaktionen auf bestimmte Themen betrifft. Ruhiger zu reagieren, mehr nachzudenken, wie ich es auch sonst tue, hinterher für mich auszumachen, was falsch war, und gegebenenfalls zurück zu rudern und dies auch zuzugeben, wenn ich tatsächlich falsch lag. Zu reflektieren, was ich in Zukunft besser machen könnte – um jeden Tag 100% der Mensch sein zu können, der ich sein möchte. Ich glaube, ein bisschen Selbstkritik tut eigentlich uns allen ab und an ganz gut.

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