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Nutze den Tag? –
Wieso Auszeiten auf unsere To-Do-Liste gehören

Manchmal schlage ich morgens die Augen auf und starre an die Decke oder zum ‚berühmten Stuhl‘, auf dem sich die Klamotten des Vorabends türmen und darauf warten, von mir zusammengelegt, erneut angezogen oder in den Wäschekorb verfrachtet zu werden. Und gehe im Kopf die imaginäre To-Do-Liste durch, die meinen Tag bestimmen soll.

An dem einen bin ich hoch motiviert, bearbeite bereits im Bett ein paar schnelle E-Mails am iPhone, lege meine genauere Tagesabfolge und zu erledigende Wege und Aufgaben fest und schaffe meist alles davon, wenn ich mir reelle Ziele setze. 

An anderen Tagen bin ich erschöpft – allein beim Gedanken an all die großen und kleinen Aufgaben, die nicht nur heute für mich bereitstehen, sondern auch am Tag danach und dem danach. Und entscheide mich manchmal dafür: Einfach nichts zu tun.

(kleiner Einwurf: Ich spreche natürlich von den frei einteilbaren Zeiten, in denen trotzdem Aufgaben und Pflichten auf einen warten, und nicht die Zeit am Tag, die man sich seinem Vollzeitjob widmen muss und ‚keine andere Wahl hat‘.)

Was bedeutet Produktivität für dich?

Manchmal besteht der in unserer Zeit und Generation so geliebte Ausdruck der Produktivität für mich darin, eifrig alles zu erledigen und noch viel mehr. Manchmal liege ich auch einfach nur auf dem Sofa und scrolle stundenlang durch Instagram, lade sinnfreie, zeitfressende Spiele im App-Store herunter oder suchte eine Serienfolge nach der anderen. Ich lese ein Buch oder stürze mich mit Feuereifer in die Bearbeitung neuer Projekte. Entscheide mich für zwei Stunden in der Badewanne – oder ein Hals über Kopf verändertes Blogdesign, das ganze drei Tage in Anspruch nimmt und schon ewig auf meiner Agenda steht. Lasse alles stehen und liegen, um einen Ausflug mit meinem Freund, ein Kaffee-Date mit der Freundin oder einen spontanen Nachmittag mit der Family wahrzunehmen. Sitze ewig an Präsentationen und Verträgen, über Rechnungen, der wartenden Steuererklärung oder der nächsten Kampagne. Wusele den ganzen Tag in der Wohnung herum, putze, wasche und räume, was das Zeug hält – oder sitze einfach nur stundenlang über einer Zeichnung mit gutem Podcast als Hintergrundberieselung. Es waren Tage da, an denen ich der motivierteste Student unter der Sonne war; gerade beginnt für mich eine extrem spannende Zeit, an denen ich vollends in meiner Vollzeitbeschäftigung aufgehen werde. Tage, an denen der Antrieb in der Freizeit mehr fehlt, als an anderen, oder der Sinn einem in der Freizeit mehr nach Seelenfutter, als nach Aufgabenerfüllung steht.

Wer bestimmt nun, welche dieser Tage die produktivsten, sinnvollsten, am erfolgreichsten genutzten sind? Ich behaupte: Nur du allein. Und: Alle davon. Manchmal ertappe ich mich dabei, mir selbst ein schlechtes Gefühl zu geben, wenn ich nicht alle Pläne des Tages, nicht alle Aufgaben und Vorhaben erfüllt habe – und da bin ich sicher nicht die einzige. Vielleicht nicht jede Sekunde vermeintlich sinnvoll genutzt habe. Doch manchmal war das spontane Mittagessen mit dem guten Gespräch, das nachhallt, das ausufernde Telefonat, das Versinken ins neueste Buch oder die dritte Serienfolge am Stück genau in diesem Moment sinnvoller, als irgendein To-Do auf irgendeiner Liste.

Unsere Generation und heutige Zeiten zwingen uns dazu, nahezu permanent zu ‚hustlen‘, um nicht den Anschluss zu verlieren. Wir müssen immer ‚produktiv‘ (meint: auf Job, Erfolge und Weiterkommen bezogen) sein, gönnen uns nach außen hin keine Ruhepausen und haben sowieso nie Zeit. Und keiner gibt zu, dass er ebenfalls den Ausgleich braucht und sich nimmt, wenn es sein muss. Keine Schwäche zeigen, sondern weiterkommen.

Auszeiten gehören auf unsere To-Do-Liste!

Ich versuche, mehr im Moment zu leben, mir mehr Zeit für Dinge zu nehmen, wenn sie geschehen. Mir kein schlechtes Gewissen einzureden, wenn Tage anders verlaufen, als geplant. Alles als ein großes Ganzes zu betrachten, um Energie aufzuladen und Ideen, Kreativität und Inspiration zu sammeln. Ich meine nicht, seine Aufgaben und ‚Pflichten‘ zu vernachlässigen oder seine Ziele aus den Augen zu verlieren. Sondern bin ich der Meinung, dass der Mensch eine ganze Menge Ausgleich braucht, um Energie zu tanken, und ein qualitativ genutzter Moment für dich selbst sowohl ein erfülltes To-Do, als auch eine Stunde auf der Couch sein kann.

Nur du selbst musst am Ende des Tages zufrieden ins Bett gehen und das Gefühl haben, den Tag sinnvoll genutzt zu haben. Ob dies durch eine tadellos abgehakte To-Do-Liste voll mit wichtigen Vorhaben und Aufgaben, einen Tag im Freizeitpark mit Freunden oder allein mit nem Buch oder deinem Smartphone auf der Couch war, ist nicht wichtig.

Wieso schreiben wir uns eigentlich keine Auszeiten auf die To-Do-Liste?

MRS. BRIGHTSIDE – Fashion, Travel & Lifestyle Blog aus Düsseldorf
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6 Kommentare

  • Jana

    Ich weiß ganz genau, was für ein Gefühl du meinst bzw. beschreibst. Ich denke auch oft „ist es okay, wenn ich jetzt nur ne Stunde auf dem Sofa liege und am Handy bin“ – aber am Ende ist das mein Ausgleich, um alles andere besser und produktiver zu schaffen, also wieso sollte diese Zeit nicht genauso produktiv und beitragend dazu sein, dass ich alles schaffe?

    • Vivien
      Autorin

      Ja genau das meine ich! :) Ich denke mir, am Ende müssen wir die Balance aus allem finden, und ALLES ist produktiv, wenn es zum großen Ganzen beiträgt, sozusagen :)

  • Eliana

    Hey Vivien :)

    Guter Beitrag, ich kenne das, was du beschreibst sehr gut. Aber am Ende muss doch jeder selbst entscheiden, was sich am Ende des Tages gelohnt hat :)

    Liebste Grüße
    Eliana

    • Vivien
      Autorin

      Vielen Dank, Eliana :) Schöner Name, übrigens :)

  • Carotellstheworld

    „Warum schreiben wir uns eigentlich keine Auszeiten auf die To-Do Liste?“ – Gute Frage. :D
    Bei mir ist es ähnlich. An manchen Tagen bin ich total motiviert und schaffe alle Punkte meiner Liste. An anderen habe ich einfach keine Lust, lasse alles links liegen und ärgere mich am Abend über mein Verhalten. Dabei hast du eigentlich Recht. Auszeiten gehören dazu. Meiner Meinung nach auch einfach mal ein kompletter Tag Auszeit.
    Oft merke ich auch, dass ich nach einer Auszeit, sei es ein Essen mit Freunden, anschließend viel effizienter meine To-Do Liste weiter abarbeiten kann.
    Ich denke, es sollte wirklich ein Umdenken stattfinden. Regelmäßige kleine Auszeiten einplanen und sich das selbst nicht krumm nehmen, sondern lernen, dass es auch hilfreich sein kann. Danke dir für deinen Beitrag! :)

    Hab noch einen schönen Sonntag!
    Liebe Grüße,
    Caro

    • Vivien
      Autorin

      Vielen Dank für deinen tollen Kommentar, Caro <3 Ich sehe es so: Am Ende muss alles zum "großen Ganzen" beitragen. Wir alle haben Ziele, Träume und Pläne und schon klar, unterm Strich mag es so sein, dass die "aktiven" Zeiten wie Arbeit, Projekte/Pläne vorantreiben etc. die Momente sind, in denen wir gefühlt viel mehr zur Erreichung dieser Ziele und Träume beitragen. Ich denke mir aber, wenn wir am Ende völlig ausgebrannt sind, umotiviert unsere To-Dos abarbeiten oder jeden Tag vor einem neuen Berg stehen, ohne mal durchzuatmen und uns diese Zeiten auch zu gönnen, wo wir einfach neue Kraft tanken, dann ist das genauso Teil des ganzen "Plans" und genauso viel wert wie die vermeintlich aktiveren Zeiten. Ich hoffe das war jetzt nicht so kompliziert :D Aber mir geht es genauso wie dir - zeigt ja auch der Text - und ich denke mir einfach nur, dass wir uns nicht schuldbewusst solche Momente nehmen sollten, sondern zufrieden Zeiten einräumen sollten, um im nächsten Augenblick wieder volle Power zu geben! :)

      Wünsche ich dir auch <3

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