Zeit für ein neues Traveldiary – oder eher: Part II von Janas und meinem Trip nach Irland Mitte September. Ich möchte euch auf keinen Fall die zweite Hälfte unserer Reise vorenthalten; den Teil unseres Ausflugs auf die grüne Insel, der geprägt war von turbulenten Autofahrten im Linksverkehr, Touristen-Hotspots und süßen Hafenstädten, einem dauerhaften “Galway-Girl”-Ohrwurm, den berühmten Cliffs of Moher und insgesamt 800km Strecke in zwei Tagen. Zu meinem ersten Teil und dem Start unserer Reise – 48 Stunden in der großartigen Hauptstadt Dublin – kommt ihr hier.
Wir haben am Mittwoch, nach dem Frühstück und dem kurzen Ausflug in die Old Library (ich berichtete…), gegen elf Uhr den Mietwagen abgeholt und sind los gedüst, quer von Ostirland von Dublin aus an die Westküste. Ich hatte das Auto auf mich gemeldet, da ich zum Zeitpunkt der Reise bereits länger 26 war und es ab 26 Jahren bei den meisten Vermietern entspannter mit den Mietbedingungen ist. Solltet ihr jünger sein, sucht euch einen Anbieter, bei dem die Zusatzkosten für “junge Fahrer” nicht so teuer sind und vergleicht mal untereinander! :)
Ich hatte mir ehrlicherweise zeitweise Gedanken über den Linksverkehr gemacht, die jedoch ungelogen nach ein paar Metern Schnee von Gestern waren. Natürlich hat sich Jana insbesondere zu Beginn ebenfalls sehr auf den Straßenverkehr konzentriert und mitgedacht, aber man kommt wirklich super schnell rein und da ich seit mittlerweile neun Jahren fast täglich Auto fahre bin ich definitiv auch eine geübte Fahrerin. Ich kann euch also versichern, wenn ihr grundsätzlich keine Angst vorm Autofahren habt, der Linksverkehr nach kurzer Umgewöhnung kein Problem sein sollte!
Womit wir auch zum Punkt kommen – wenn ihr einen Kurztrip nach Irland machen solltet, müsst ihr unbedingt die Insel mit einem Mietwagen erkunden. Es gibt so viel zu sehen, die Natur ist wirklich wunderschön und fernab der entspannten Autobahnen entdeckt man so viele, schöne Ecken des Landes (und wir haben ja nur einen Bruchteil gesehen!), dass es wirklich eine Schande wäre, sich diese Flexibilität nicht zu gönnen. Und: man fühlt sich definitiv wie in “PS: Ich liebe Dich”…
Clonmacnoise
Von Dublin nach Galway sind es rund 220km pro Weg. Unser erster Haltepunkt am Mittwoch, etwa auf der Hälfte der Strecke, war die Klosterruine Clonmacnoise – ein ziemlich verrückter Name, den man noch verrückter ausspricht. Apropos Aussprache – die irische Sprache ist uns gerade außerhalb Dublins auf den Straßen noch mal deutlich bewusster geworden. Auf jedem Straßenschild stand – häufig neben, manchmal aber auch ohne ‘Übersetzung’ – eine für uns kauderwelschartige Anordnung von Buchstaben, die sich nicht im Geringsten wie sein englisches Pendant anhörte…
Clonmacnoise reicht zurück bis ins 6. Jahrhundert und ist wohl eine der meist besuchten Sehenswürdigkeiten Irlands. Es liegt wirklich mitten im Land und ist damit von Dublin aus perfekt gelegen auf dem Weg zur Westküste. Wir haben uns kurz in den Ausstellungsräumen aufgehalten und uns ansonsten nur draußen aufgehalten, die beeindruckende, altertümliche Ruinenanlage und die kreuzförmigen Statuen und Gräber angesehen.
Vielleicht ist Clonmacnoise nicht der absolut spannendste Sightseeingpoint jemals, jedoch fühlt man sich definitiv in Irland angekommen, mitten zwischen den grünsten Feldern, am blauen Fluss unter blauem Himmel (können wir an dieser Stelle auf das wahnsinnig gute Wetter während unseres Trips zu sprechen kommen?) und auf einer ziemlich irisch anmutenden Ruine stehend. Solltet ihr von Dublin rüber fahren, würde ich an eurer Stelle die gerade mal 10,15 Minuten Umweg definitiv in Kauf nehmen.
Galway
Wir sind irgendwann gegen Nachmittag in Galway angekommen, wo wir die zweiten beiden Nächte geschlafen haben. Diesmal hatten wir ein deutlich entspannteres Hotel (The Victoria Hotel), ein gemeinsames (!) Bett und ein richtiges Badezimmer – sehr entspannt.
An sich ist Galway wirklich winzig – und doch nach Dublin und Cork mit knapp 80.000 die drittgrößte Stadt Irlands. Der Stadtkern beschränkt sich im Grunde auf den Bereich zwischen Hafen und Stadtpark; mehrere, kleine, hübsche und von Pubs und Geschäften gesäumte Straßen führen von diesem runter zum Wasser.
Wir haben uns, nachdem wir unser Hotel bezogen haben, einfach durch die Straßen der kleinen Stadt treiben lassen, sind ein bisschen durch die (sehr früh schließenden!) Geschäfte gebummelt, haben die kleinen, bunten Häuschen begutachtet und fotografiert und ja – natürlich die gesamte Zeit über einen Ohrwurm von “Galway Girl” gehabt – wie könnte es anders sein. Nach einem Abstecher zum Hafen haben wir uns schließlich einen Platz zum Abendessen in der Pizzeria The Dough Bros gesucht, die wir wirklich wärmstens empfehlen können. Leckere Pizza, schlaues Konzept (erst bestellen & zahlen, dann Tisch suchen!) und echt entspanntes Ambiente. Generell lohnt es sich in Galway einfach, sich durch die Straßen treiben zu lassen und sich einen der zahlreichen Foodspots und Pubs auszusuchen.
Zum Frühstück können wir euch Grind Coffee & Food empfehlen; ich hatte wirklich ein großartiges French Toast, Jana ein herzhaftes Croissant. An unserem letzten Abend und der Rückkehr nach dem Tagesausflug am Donnerstag (von dem ich euch gleich berichte!) waren wir extrem müde und haben uns zum Abschluss ein kleines Restaurant gesucht – diesmal mit irischer und gemischter Küche für ein letztes Abendessen und ein Pint Guiness.
Burren Nationalpark
Am Donnerstag brachen wir zu unserem geplanten Ganztagestrip mit dem Auto auf. Unsere Route ging von Galway zum Burren Nationalpark über Doolin zu den Cliffs of Moher und zurück. Von der Strecke her ‘nur’ rund 170km insgesamt – mit Aufenthaltszeit an jedem Punkt, abenteuerlichen Landstraßen über Stock und Stein und jedem kleinen Dorf, das man teilweise auf seinem Weg mitnimmt, dauert es jedoch am Ende doch den gesamten Tag.
Zum Fahren auf dieser Hälfte der Insel kann ich euch dann doch noch eine Anekdote erzählen: Die Iren fahren teilweise, verzeiht die Ausdrucksweise – wie die Bekloppten. Stellt euch unfassbar enge (sodass kaum zwei Autos nebeneinander passen), kurvige, teils schlecht asphaltierte Straßen oder gar Schotterwege vor – schlecht einsehbar, Berg auf, Berg ab, zwischen Schafweiden, Wäldern und im kleinsten Einwohnerdorf. Teilweise lag die Geschwindigkeitsbegrenzung bei “nur” 50km/h und die irischen Autofahrer brettern einem mit 80 Sachen fast den Spiegel ab, oder es ist gleich 80 km/h erlaubt, was bei uns eine 30er-Zone wäre… wirklich verrückt, und das im Linskverkehr. Jana dachte mehr als einmal, ihr letztes Stündlein hätte geschlagen und ich musste dauerhaft auf meine Seitenspiegel achten, die wirklich in ernsthafter Gefahr waren. Definitiv ein kleines Abenteuer!
Nun zum Burren Nationalpark – was soll ich sagen. Diesen Teil der Reise hätten wir uns tatsächlich am ehesten ‘sparen’ können. Das Navi führt einen in Mitten eines riesigen Steingebiets im Nirgendwo. Wir sind zwischendurch an echt schönen Seen inmitten einer Moorlandschaft vorbei gekommen, wussten da aber noch nicht, dass dies bereits zum Nationalpark gehören sollte. Wir hätten uns vielleicht denken können, dass eine Steinwüste auf den allerersten Blick nicht sonderlich viel bieten mag – wobei dort einige seltene Pflanzen- und Tierarten beheimatet sind. Trotzdem hat uns der Park nun nicht gerade vom Hocker gehauen, was aber auch nicht schlimm ist.
Das Wendemanöver mit unserem Mietwagen mitten im steinigen Nirgendwo war auch eine Herausforderung. Man hätte – ausgestattet mit kompletter Wandermontur – vielleicht einen Spaziergang machen können; wir sind dann doch aufgebrochen und sind lieber unserem Hauptziel – den Cliffs of Moher – entgegen gefahren.
Coffee Break in Doolin
Bevor es jedoch zu den berühmt-berüchtigten Klippen ging, wollte ich unbedingt noch einen Stopp im winzigen Dörfchen Doolin einlegen, das ich schon auf zahlreichen Fotos entdeckt hatte. Der wirklich winzige Fischerort liegt nur unweit der Klippen entfernt, besteht im Grunde aus zwei Pubs, einem Restaurant, einem Café und ein paar wenigen Häusern und Geschäften und gilt als Zentrum traditioneller, irischer Musik.
Jana und ich hatten das kleine Café mit Blick auf den Fluss, die Natur und den Rest der gefühlt einzigen Straße des Dorfes für unsere Mittagspause mit Kaffee und Kuchen auserkoren und saßen gemütlich eine Stunde in der Sonne. Und dieses Wetter Leute – wie viel Glück kann man haben?!
Cliffs of Moher
Frisch gestärkt ging es dann zu unserem Highlight des Tages und dem Ort, den wir unbedingt in Irland sehen wollten: Den Cliffs of Moher, die man aus zahlreichen Filmen und von diversen Fotos kennt. Schon allein der Weg von Doolin den Berg hinauf und an der Küste entlang war wunderschön und einmalig, bei dem strahlend blauen Himmel ein wahres Naturschauspiel.
Die Fotos sprechen für sich – dieser Ort ist wirklich wunderschön. Die tosenden Wellen an den rauen Klippen, das strahlend blaue Meer mit dem fast gleichfarbigen Himmel, die satte, grüne Natur drum herum – meiner Meinung nach ein Ort, den man unbedingt einmal gesehen haben sollte.
Ein kleines Geheimnis verrate ich euch trotzdem, damit ihr nicht enttäuscht seid, wenn ihr dort ankommt: Es ist schon ziemlich touristisch und ja, nennt mich naiv, aber das hatte ich nicht erwartet. Während Dublin wirklich entspannt war vom Touristenaufkommen und auch Clonmacnoise, Galway, The Burren und andere Teile unserer Reise nicht wirklich überlaufen waren, so ist an den Klippen ein wahrer Touri-Traum entstanden. Riesige Parkplätze, ein recht sportlicher Eintritt, ein Souvenierlädchen und Restaurant neben dem nächsten. Und: Sobald man sich den Klippen nähert, eine ganze Menge Touristen. Gar nicht so einfach, Fotos ohne ungebetene Photobomber zu machen…
Nichtsdestotrotz möchte ich euch den Ausflug dorthin dringend empfehlen. Ja, wir dachten ehrlich gesagt, dass das Klippengebiet etwas weitläufiger wäre, man dort entspannt entlang wandert, es mehr unberührte Natur ist und man nur auf vereinzelte Touristen stößt. Vielleicht ein wenig blauäugig, aber am Ende war es den Trip dorthin trotzdem wert. Für die einmalige Sicht, die tolle Natur auf dem Hin- und Rückweg und natürlich diese paar gelungenen Fotos.
Freitag sind wir morgens mit Frühstück to go im Auto wieder zurück nach Dublin gedüst, haben das Auto abgegeben und sind heim nach Düsseldorf bzw. Köln geflogen.
Falls es in meinem kleinen Reisebericht über die zwei Tage im Westen Irlands nicht rüber gekommen sein sollte – bei einem Trip nach Irland würde ich es immer wieder so machen, die Hälfte in Dublin und die andere on the Road zu verbringen. Wir haben während unserer Tour so viel schöne Natur entdeckt – auch gerade zwischen den hier gezeigten “Hot Spots”, hatten einfach eine extrem schöne, entspannte Roadtrip-Zeit mit guter Musik, Gesprächen und eben einigen Sightseeing-Points dazwischen. Wir hatten zugegebenermaßen extremes Glück mit dem Wetter, sind dabei alles ganz entspannt angegangen und haben uns keinen Stress mit noch mehr “ToDos” während der Reise gemacht. Wenn ich ein Highlight an der Westküste aussuchen müsste, wäre es definitiv Doolin sowie der Besuch der Cliffs of Moher und natürlich eine Nacht in Galway. Auf die Gefahr hin, dass euch der gleiche Ohrwurm tagelang plagt, wie uns…
4 Kommentare
Carolin
5 Jahren herHey Vivi!
Das sind ja tolle Fotos von Irland :-) Mit dem Wetter hattet ihr echt mega Glück, ich kenne das auch ganz anders…
Die Iren brettern wirklich mit einem Speed durch die engen Straßen … als ob sie sich schnellstmöglich ins nächste Leben befördern möchten. Beim Ausweichen muss man aufpassen dass man nicht gegen die Steinmauern fährt.
Cliffs of Moher ist natürlich mega bei der Aussicht :-) Ich mag auch die Narrowcliff-Klippen in Newquay in Cornwall /GB sehr, aber Moher ist schon zwei Stufe drüber. Das Visitor Center braucht man bei den Besuchermassen.
Dein Outfit in Clonmacnoise ist der Hammer :-)
Diese Steinlandschaft des Burren finde ich als Kontrast gar nicht mal so schlecht. Da war ich allerdings noch nie… Musstest du deine Pinkelpause dort im Nirgendwo machen oder gibts da überhaupt Facilities? Das sieht nämlich schon abgelegen aus?
Danke für den schönen Bericht und liebe Grüße
Caro
Vivien
5 Jahren her AutorinDanke dir, das freut mich sehr, dass dir der Bericht gefällt. Das mit den Steinmauern stimmt absolut, haha. Oh, die Klippen in GB muss ich mir mal merken, ich habe da echt ein Faible für. Und dass man das Center braucht steht bei der Masse außer Frage, da hast du Recht.
Nee, das sind ja trotz allem Strecken die man entspannt fahren kann und nicht andauernd auf Toilette muss :D Wir waren doch sowohl in Doolin in einem Café als auch an den Klippen wo theoretisch Toiletten waren, also da gabs keinerlei Sorge drum ;)
Liebe Grüße Vivien
Anja Dommel
5 Monaten herSo schön einfach! Ich fand die irische Westküste sehr inspirierend, mit meinem Partner war ich letztes Jahr auf einem Roadtrip dort unterwegs. Was Carolin schreibt kann ich aber unterschreiben: Der Linksverkehr in Kombination mit engen und kurvigen Straßen und dann auch noch überall die süßen aber gefährlichen Steinmäuerchen… das hat mich sogar als Beifahrerin gestresst. War zwar nicht mein erstes Mal, aber entspannter wirds irgendwie trotzdem nicht ;) Vermutlich müsste man ein paar Wochen unterwegs sein, dann gewöhnt man sich dran. Liebe Grüße, Anja
Vivien
4 Monaten her AutorinHey liebe Anja,
jaa, Irland ist wunderschön und steht auch noch mal auf meiner Liste, diesmal ebenso mit meinem Partner, der das Land auch noch nicht kennt – das war damals ja als Girlstrip geplant und er war auch ganz “neidisch” auf die schönen Erinnerungen dort. Irland kann man definitiv ja nie oft genug besuchen, hihi. Ja, der Linksverkehr war echt herausfordernd, ein paar Anekdoten gibts ja auch in meinem Beitrag.
Wir waren im Winter 3 Monate in Neuseeland, Australien und Bali mit Linksverkehr unterwegs, und ich habe auch mal drei Monate in London gelebt mit Linksverkehr – ich sage dir, so komisch das klingt, die Umgewöhnung auf Rechtsverkehr ist dann auch wieder ganz schön verwirrend :D Obwohl man es sein Leben lang gewohnt ist…